Abenteuer in Italien by Marie Louise Fischer

Abenteuer in Italien by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


'Wohin?' fragte Jan immer noch im Schlaf.

'Das weiß ich doch nicht! Jan, ich bitte dich, Jan! Begreife doch, wir fahren, sind vielleicht schon auf hoher See!'

'Das wäre prima!' sagte Jan ehrlich.

'Aber Jan … bist du denn verrückt geworden! Das wäre doch gräßlich … auf hoher See und auf einem fremden Schiff!'

Jan schwang die Beine von der Liege, trat ans Bullauge und sah auf das Meer hinaus. Ganz in der Ferne war ein Küstenstreifen sichtbar.

'Also, eines steht fest', sagte Jan, 'auf hoher See sind wir noch nicht!'

'Aber wir fahren!'

'Sieht ganz so aus!'

Julia drängte sich neben den Bruder und warf ebenfalls einen Blick durch das Bullauge. 'Ob wir nicht rausspringen können und zurückschwimmen?' schlug sie vor.

'Versuch’s mal!'

'Idiot! Das ist doch keine Antwort!'

'Selber Idiot! Wie kannst du bloß so fragen? Erstens kommst du nicht durch das Bullauge, zweitens kannst du nicht so weit schwimmen, und drittens … was soll aus unseren Sachen werden?'

In diesem Augenblick hörten sie polternde Schritte die Treppe herunterkommen und schraken zusammen. Unwillkürlich schaute Julia sich nach einem Versteck um, aber die Kajüte war klein, und es gab nichts, hinter dem man sich verbergen konnte. So blieben sie denn wie angewurzelt stehen und starrten auf die Treppe, auf der schmutzige nackte Füße, Beine in blauleinen geflickten Hosen, ein mächtiger brauner Oberkörper und schließlich ein schwerer, großer Kopf mit einem wilden schwarzen Bart sichtbar wurden.

Die Zwillinge blickten diesem wild aussehenden Kerl entgegen, und der Riese selber starrte sie völlig entgeistert an.

Julia hatte sich als erste gefaßt. 'Entschuldigen Sie, bitte', zirpte sie in höchsten Tönen, dann besann sie sich auf ihre fast perfekten Italienisch-Kenntnisse und verbesserte sich: 'Scusate prego, signore …'

Weiter kam sie nicht.

Der Riese donnerte los, und seine Stimme war ebenso mächtig wie sein gewaltiger Körper. Seine Augen rollten wild, er trat einen Schritt auf die beiden zu, die ängstlich zurückwichen, dann drehte er sich plötzlich auf dem Absatz herum und stapfte die Treppe hinauf. Das letzte, was die beiden von ihm sahen, waren seine staubigen, mit Teer befleckten Fußsohlen.

Den Zwillingen war alles andere als gemütlich zumute. Auch Jan wäre jetzt am liebsten kopfüber aus dem Bullauge hinausgesprungen.

Sie blieben nicht lange allein in der Kajüte, ein dunkelbraungebrannter, schmaler Mann kam lautlos die Treppe herunter. Auch er war barfuß, auch er trug nichts weiter als eine Leinenhose und einen Gürtel um die Taille. Er hätte nicht weiter gefährlich ausgesehen, wenn er nicht um den Kopf ein rotes Seidentuch geschlungen und, was noch bedrohlicher aussah, eine schwarze Klappe vor dem linken Auge getragen hätte.

Er sah von Jan zu Julia, dann sagte er mit sanfter Stimme in einem fast akzentfreien Deutsch: 'Ihr … seid … Deutsche?'

'Ja', antwortete Jan und Julia, 'si, si!'

'Come si chiama?' wandte er sich an Julia.

Sie hatte vor lauter Schrecken ihr ganzes Italienisch vergessen. Jan stieß sie ermunternd in die Seite. 'Il mio nome è Jan', stellte er sich vor.

'Mi chiamo Julia!' rief Julia rasch.



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